Fachrichtung Musical

Schauspiel, Gesang und Tanz – schon in den Amphitheatern der Antike waren das die drei wesentlichen Zutaten, wenn sich die alten Griechen mal einen schönen Abend machen wollten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden in verschiedenen Regionen der kultivierten Welt immer wieder neue Mixturen dieser Zutaten erprobt, sodass unter Namen wie Opera buffa, Comédie-ballet, Opéra-comique, Singspiel, Operette, Revue, Burlesque, Vaudeville, Varieté u. v. a. jeweils neue Rezepturen und Spielarten des Musiktheaters entstanden.

Im 20. Jahrhundert schließlich übernahm der anglo-amerikanische Sprachraum mit Gattungen wie Musical Comedy, Music Hall, Comic Opera oder Minstrel Show eine kulturelle Führungsrolle auch über „die Bretter, die die Welt bedeuten“. Legendär wurde der New Yorker Straßenzug „Broadway“ mit seinen Theatern, und jahrezehntelang prägte dort Florenz Ziegfeld Junior (übrigens ein Sohn deutscher Einwanderer) mit seiner Jahresrevue „Ziegfeld Follies“ die amerikanische Showszene, die einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung des modernen Musicals bildete.

Überblickt man die letzten hundert Jahre der Geschichte des Musicals, so zählt man weit über 400 Titel, und das „Who’s Who“ von Musical-Komponisten enthält so bekannte Namen wie George Gershwin, Cole Porter, Richard Rodgers, Frederick Loewe, Leonard Bernstein, Stephen Sondheim, Claude-Michel Schoenberg oder Andrew Lloyd Webber.

Unser Ausbildungsangebot zum bzw. zur Staatlich geprüften Ensembleleiter:in in der Fachrichtung Musical möchte nun einerseits intensiv die individuellen schauspielerischen, gesanglichen und tänzerischen Talente unserer Schüler:innen fördern und andererseits alle erforderlichen Kompetenzen vermitteln, um im Bereich der Breitenkulturszene verantwortungsvolle Leitungsfunktionen zu übernehmen. Da gibt es z. B. Jugendchöre, Amateurtheater, Musical-AGs oder Jazz-Dance-Gruppen, die eine:n qualifizierte:n Leiter:in suchen, um Konzertprogramme, Bühnenstücke, Musicals oder Tanz-Choreographien einzustudieren und aufzuführen.

Durch den umfassenden und völlig gebührenfreien Vollzeit-Unterricht mit knapp 30 Wochenstunden dient unsere Ausbildung natürlich zugleich auch als perfekte Vorbereitung für eine Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule, um dort ein Studium zum/zur Musical-Darsteller:in anzuschließen.

Stundentafel Musical

1. Pflichtfächer

1.1 Hauptfächer 

  • Gesang
  • Tanz
    • Tanztraining, Tanztechnik, Step (I-II*)
    • Tanz-Ensemble (I-II)
    • Choreographie, Audition-Training (II)
    • Tanzmethodik, Unterrichtsaufbau und Gestaltung (III)
  • Schauspiel
    • Grundlagen Schauspiel, Improvisation (I-III)
    • Improvisations- und Schauspieltraining (I-III)
    • Schauspiel (II-III)
  • Chor- und Ensembleleitung (I-II)
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1.2 Musikalische Pflichtfächer

  • Pflichtfach Klavier (I-III)
  • Unterrichtspraktisches Klavierspiel (III)
  • Gehörbildung (I-III)
  • Rhythmische Gehörbildung (I-III)
  • Chorsingen (I-III)
  • Songinterpretation, Ensemblesingen (I-III)
  • Allgemeine Musiklehre (I)
  • Musikgeschichte und Literatur (I-II)
  • Geschichte des Musicals (II)
  • Instrumentenkunde und Akustik (I)
  • Harmonielehre, Tonsatz (I-II)
  • Formenlehre, Werkanalyse (I-II)
  • Arrangement (III)
  • Jazz-Harmonik (II)
  • Musikpädagogik (III)
  • Methodik/Didaktik (III pädagogisch)
  • Unterrichtspraxis (III pädagogisch)
  • Musiktheorie, Musikpraxis, Musikwissenschaft (III künstlerisch)

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1.3 Allgemeinbildende Fächer 

  • Politik und Gesellschaft (I-II)
  • Deutsch (I-II, für Abiturienten Befreiung möglich)
  • Religion bzw. Ethik (I-II, für Abiturienten Befreiung möglich)***

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2. Wahlfächer

  • Wahlfach: Instrument oder Gesang
  • Rock/Pop/Jazz
  • Computer und musikalische Gestaltung
  • Musiktherapie
  • Klavier: Improvisation / Schulpraktisches Klavierspiel
  • Band
  • Alte Musik
  • Kammerchor
  • Kammerorchester
  • Tango-Ensemble

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*Die römische Zahl in Klammern gibt an, in welchem der drei Jahrgänge das betreffende Fach unterrichtet wird.

Kooperationen

Durch die Zusammenarbeit mit starken Kooperationspartnern vor Ort können wir auch größere Projekt in Angriff nehmen bis hin zur Inszenierung vollständiger Musicals. Für deren Aufführung steht uns mit dem Kreiskulturraum Kronach eine Location mit professioneller Bühnentechnik zur Verfügung.

Mit dem Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt bei Coburg unter Leitung unseres kommissarischen Schulleiters Manuel Grund können unsere Schüler:innen Auftrittserfahrung mit großer sinfonischer Begleitung sammeln.

Das Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth (fimt), das im nur 30 Minuten entfernten Schloss Thurnau beheimatet ist, bietet für alle auch theaterwissenschaftlich interessierten Schüler:innen mit seinen Veranstaltungen und Projekten vielfältige Anregungen. Es beherbergt eine umfangreiche multimediale Bibliothek sowie eine fortlaufende Musiktheater-Dokumentation.

Eignungsprüfung

Neben der Teilen der allgemeinen Eignungsprüfung für alle Fachrichtungen (Gehörbildung, Musiklehre, Musikalische Auffassungsgabe), sollen die Bewerber:innen in der Fachrichtung MUSICAL in einer 20-minütigen Hauptfach-Prüfung ihr sängerisches, schauspielerisches und tänzerisches Talent präsentieren:

  • Vortrag eines Songs aus einem Musical, alternativ auch eines Chansons/Songs aus dem Stilbereich Rock/Pop/Jazz (ca. 5 min), „unplugged“, also ohne Mikrofon.
  • Vortrag eines Sprechtexts, etwa eines Monologs aus einem Schauspiel, alternativ aber auch eines Prosa-Textes oder eines etwas längeren Gedichts wie etwa einer Ballade (ca. 5 min)
  • Präsentation einer kleinen Tanz-Choreografie oder Bewegungsstudie (ca. 5 min). Sie kann wahlweise mit oder ohne Musik (Playback) gestaltet und natürlich auch mit dem Vortrag des Songs verbunden werden.
  • Das Programm sollte auswendig vorgetragen werden.
  • Als Begleitinstrument ist ein Klavier vorhanden (keine Band o. ä.).
  • Es können kleinere Requisiten oder Accessoires verwendet werden, die allerdings selbst mitgebracht werden müssen.
Der Kronacher Kreiskulturraum: eine perfekte Musiktheater-Bühne
Der Blick von der Bühne in den Publikumsraum: unsere "Bretter, die die Welt bedeuten"